Johannes Bretke

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Johannes Bretke (auch Bretkus, Johann Bretke, litauisch Jonas Bretkūnas, * 1536 in Bammeln bei Friedland (Herzogtum Preußen); † 1602 in Königsberg) war ein evangelischer Pastor. Er übersetzte die Bibel ins Litauische, war der Autor von zwölf litauischen Büchern und betätigte sich daneben auch als Historiker. Er ist einer der bekanntesten frühen Autoren, die in Litauisch schrieben.

Titelblatt der Postilla
Eine weitere Seite der Postilla

Bretke wurde im Herzogtum Preußen geboren. Sein Vater war Deutscher, nach anderen Quellen ein germanisierter Pruße[1], seine Mutter entstammte einer prußischen Familie.

1555, im Alter von neunzehn Jahren, begann Bretke ein Theologie-Studium an der Königsberger Universität. 1556 wechselte er an die Universität in Wittenberg. Noch während seines Studiums wurde er 1562 von Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach als Pastor an die Stadtkirche in Labiau (heute russisch: Polessk) berufen.

Bretke war der erste Pastor in Labiau, der auf Altpreußisch oder Litauisch predigte. Zuvor hatten die Pastoren meist sogenannte Tolken beschäftigt, die die Predigten für die Gemeinde übersetzten. 1563 heiratete Bretke eine geborene von Werthern. Sein Sprengel war ländlich und arm, vom Pastor wurde erwartet, dass er sich seinen Unterhalt durch Landwirtschaft selbst sicherte. Danach stand Bretke der Sinn allerdings gar nicht, er wollte seine Zeit lieber ausschließlich für Sprachstudien und Übersetzungen aufwenden. 1578 bis 1579 schrieb Bretke sein Chronicon des Landes Preussen, danach begann er mit der Übersetzung der deutschen Bibel Martin Luthers ins Litauische; diese Aufgabe nahm ihn mehr als zehn Jahre in Anspruch.

Nachdem er fünfundzwanzig magere Jahre in Labiau gelebt hatte, bewarb sich Bretke um die Pastorenstelle einer anderen preußischen Stadt und wurde 1587 an die Steindammer Kirche bzw. St.-Elisabeth-Kirche (= „Litauische Kirche“)[2] in Königsberg berufen.[3] Dort setzte er seine Arbeit an der Bibelübersetzung und anderen wissenschaftlichen Werken fort. 1589 veröffentlichte er verschiedene Bücher, darunter die auf Vorarbeiten von Martynas Mažvydas basierenden „Giesmės duchaunas“ (Geistliche Lieder), eine kleine Liedersammlung „Kancionalas nekurių giesmių“ und „Kollectas“, die Übersetzung eines Gebetbuches aus dem Deutschen. Alle Bücher wurden von Georg Osterberg in Königsberg gedruckt.

Am 29. November 1590 vollendete Bretke schließlich die erste heute noch bekannte Übersetzung der Bibel ins Litauische.[4] Die Erlaubnis, diese Bibel zu veröffentlichen, wurde ihm jedoch verweigert. Später erwarb Herzog Georg Friedrich die Handschrift. 1591 beendete Bretke die zweiteilige Postilla (Postilė), eines seiner bekanntesten Werke. In seinen letzten Jahren versuchte er vergeblich, die Veröffentlichung seiner Bibelübersetzung durchzusetzen, 1602 starb er an der Pest.

  • Chronicon des Landes Preussen, 1578–1579
  • Giesmės duchaunas, 1589
  • Kollectas, alba Paspalitas Maldas, 1589
  • Kancionalas nekurių giesmių, 1589
  • Biblia, 1590
  • Postilla, tatai esti trumpas ir prastas išguldimas evangeliu, 1591

Erhalten gebliebene Manuskripte und Buchexemplare befinden sich in Deutschland, Litauen und Schweden. Seine Postilla wird an der Universität Vilnius aufbewahrt, das einzig erhaltene Exemplar der „Kancionalas nekurių giesmių“ an der Universität Uppsala in Schweden. Die Originalmanuskripte von Johannes Bretkes Bibel befinden sich im preußischen Geheimen Staats-Archiv in Berlin. 2002, vierhundert Jahre nach Bretkes Tod wurden sie, für mehr als 2,3 Millionen Euro versichert, in Litauen ausgestellt.[5]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Viktor Falkenhahn: Der Übersetzer der litauischen Bibel Johannes Bretke und seine Helfer: Beiträge zur Kultur- und Kirchengeschichte Altpreussens. Ost-Europa-Verlag, Königsberg 1942.
  • Fritz Gause: Bretke, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 602 (Digitalisat).
  • Friedemann Kluge: Bretke, Wittenberg und Oberdeutschland. Zu einigen Dunkelstellen im Leben des ersten litauischen Bibelübersetzers. In: Kirche im Osten, Jg. 34 (1991), Göttingen 1991, S. 32–69.
  • Jochen Dieter Range: Bausteine zur Bretke-Forschung: Kommentarband zur Bretke-Edition (NT). Schöningh, Paderborn 1992, ISBN 3-506-71682-4.
  • Jan Peter Locher: Beobachtungen zu baltisch „tauta“, besonders bei Bretkūnas. In: Ulrich Obst, Gerhard Ressel (Hrsg.): Balten – Slaven – Deutsche. Aspekte und Perspektiven kultureller Kontakte. Festschrift für Friedrich Scholz zum 70. Geburtstag. Lit, Münster 1999, ISBN 3-89473-726-3, S. 119–129
  • Friedemann Kluge: Bretke, Johannes, in: Altpreussische Biographie. Bd. 5, Elwert, Marburg (Lahn) 2000, S. 1557 f.

Einzelnachweise

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  1. Bretkūnas ir jo svarbiausias rankraštis
  2. Algirdas Matulevičius Studenten aus Klein- und Großlitauen an der Universität Königsberg in: Arthur Hermann und Annemarie Lepa (Hrsg.): Jahrbuch über Annaberger Annalen über Litauen und deutsch-litauische Beziehungen. Bammental, 2005, S. 270.(online) (PDF; 199 kB) Abgerufen am 8. Februar 2010.
    Friedwald Moeller (Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 75) führt Johannes Bretke 1587 bis 1602 als Pfarrer der St.-Elisabeth-Kirche in Königsberg an. Sie war die sogenannte „Litauische Kirche“, was dem Anliegen der Person Bretkes entspricht
  3. Albino Jovaišos: Jonas Bretkūnas. 15. Mai 2003, archiviert vom Original am 21. November 2013; abgerufen am 9. Juli 2022 (litauisch).
  4. UNESCO. Jonas Bretkunas (Memento vom 7. September 2016 im Internet Archive)
  5. Jonas Bretkūnas – lietuviškos Biblijos vertėjas (Memento vom 11. Januar 2014 im Internet Archive)